A New Reality in Gold
Die Welt in drei Oktobern
Wir sehen es als unseren Job an, den Blick immer wieder nach vorne zu richten und ein Gespür dafür zu entwickeln, wie Räume, Arbeit und Leben in der Zukunft gedacht werden. Dass wir dabei erschreckend richtig liegen würden, als wir im Oktober 2019 mit einem leichten Augenzwinkern von einer ‚New Reality‘ erzählten, ist uns heute selbst unheimlich. Und glauben Sie uns: es wäre uns viel lieber gewesen, wenn diese neue Realität sich noch ein bisschen länger Zeit gelassen hätte. Wir aber trotzdem Gold gewonnen hätten...
New Reality
Oktober 2019. Die Zeit, in der noch alles gut war. Zumindest aus unserer heutigen Sicht. Gemeinsam mit Vitra luden wir ins Linzer afo Architekturforum zu New Reality, um der Frage nachzugehen, wie die vor uns liegende Ökonomie die Architektur der Arbeit verändern werde und wie in der Folge der Arbeitsplatz der Zukunft aussehen könnte. Machen immer flexiblere Arbeitszeiten und -orte das klassische Einzelbüro mit Schreibtisch, Topfpflanze und dem Kasten voller Aktenordner bald obsolet? Oder geht alles so weiter wie bisher? Einig waren sich Simon Ladner, Geschäftsführer und Mitinhaber von AREA und Heiko Stahl, Geschäftsführer von Vitra in Österreich und der Schweiz damals, dass Unternehmen bei allen anstehenden Veränderungen nach wie vor einen physischen Ort brauchen werden, der Kultur, Identität und DNA zum Ausdruck bringt.
Eine Meinung, der sich Raphael Gielgen, Head of Trendscout und Research bei Vitra, bei seinem inspirierenden Vortrag nur anschließen konnte. Rund 200 Tage im Jahr ist der Deutsche, der schon mehrmals bei AREA zu Gast war, unterwegs. Dabei schaut er großen und erfolgreichen Firmen weltweit über die Schulter und entwirft für das Designunternehmen eine Vision zukünftiger Arbeit. „Um in der neuen Welt der Arbeit zu bestehen, muss man das Mindset ändern. Das ist, wie eine neue Sprache zu erlernen“, meinte er damals. „Die eigene Disziplin verlassen und die größeren Dinge hinter dem Produkt sehen – darum geht es.“ Aus diesem Grund müsse das Bürogebäude der Zukunft Haltung ausdrücken und das kulturelle Framework für ein Unternehmen sein.“ Soweit der Rückblick.
Gold und Klebebänder
Was in einem Jahr alles passieren kann und wie wenig wir Menschen dazu beitragen können, zeigt uns das vergangene Jahr. Hatten wir im Herbst 2019 noch leicht ironisch von einer neuen Realität bzw. Normalität erzählt, befinden wir uns im Oktober 2020 mittendrin. Haben wir damals noch hauptsächlich davon gesprochen, dass Arbeit, wenn auch unter neuen, geänderten Vorzeichen, an einem physischen Unternehmenssitz stattfinden werde, so wissen wir mittlerweile, dass es ganz leicht sein kann, dass unsere eigenen vier Wände innerhalb kürzester Zeit zum erzwungenen 24/7-Mittelpunkt des Lebens werden können.
Ein Unternehmen, dass schon im vergangenen Jahr darüber sinniert hat, dass Arbeit zukünftig überall stattfinden wird können, ist ‚unser‘ Kreativbüro OrtnerSchinko aus Linz. Mit einem Augenzwinkern entwarf das Team um Kira Saskia Schinko und Wolfgang Ortner Styropormöbel zur Bewerbung des New Reality Events. Diese wurden vielerorts in der Stahlstadt aufgebaut und fotografiert. Gelbes Klebeband diente dabei nicht nur der Fixierung der improvisierten Schreibtische, Bänke und Sessel, sondern durch den ebenfalls extra entworfenen Aufdruck als Einladung zur Veranstaltung. Für diese ebenso kreative, wie auch visionäre Kampagne wurden sie vor kurzem beim CCA-Venus-Award 2020 aus 1.398 Einreichungen ausgewählt und neben vier weiteren Gewinnen in der Kategorie Out of Home-Non-Klassik in Gold und Art Direction in Bronze ausgezeichnet. Dazu gratulieren wir sehr herzlich.
Die neue New Reality – der Vitra Summit
Wie geht es jetzt weiter? Das ist die Frage, die derzeit im Raum steht. Denn es geht weiter, nur eben anders, als wir es bisher gewohnt waren. Muss das unbedingt etwas Schlechtes sein, oder liegt in jedem Rückschlag nicht auch immer eine Chance? Der Vitra Summit am 22. und 23. Oktober 2020 geht diesen und ähnlichen Fragen in einer Reihe von interaktiven Sessions mit Designern und Architekten nach und wagt das Experiment, über die offenkundigen Auswirkungen hinaus und erneut in die Zukunft zu blicken. In einer Zeit, die unsere Wahrnehmung von Raum radikal geändert hat, eine spannende und herausfordernde Angelegenheit. Plötzlich meiden wir Umgebungen, in denen wir auf andere Menschen stoßen könnten, auf Anordnung der Regierungen bleiben die Menschen weltweit zu Hause und Unternehmen müssen ihre Hausaufgaben im Fach Digitalisierung in Rekordzeit erledigen und Smart Working alltagstauglich machen.
Wie also sieht die Welt im Oktober 2021 aus? An welchem Punkt stehen wir? Haben wir die Krise überwunden, ja vielleicht sogar aus ihr gelernt? Wir laden Sie ein, beim Vitra Summit dabei zu sein und sich zwei Tage lang über die großen Fragen der Arbeit gemeinsam mit Experten aus vielen Bereichen den Kopf zu zerbrechen. Ja, die Welt neu zu denken. Denn darum geht es derzeit.
Vitra Summit digital streaming event
22., 23.10.2020
Hier geht es zum Programm und zur kostenlosen Registrierung