
Titelfoto Hamburg, Elbphilharmonie von Dietmar Rabich (2016) CC BY-SA 4.0 (Ausschnitt)
Ein Museum der modernen Kunst, das selbst eines seiner spektakulärsten Exponate darstellt. Eine Entwicklungsstätte heißer italienischer Automobile, auf deren Dach Prototypen gleich vor Ort auf Herz und Nieren getestet werden. Und Orte des Glaubens, die uns Menschen nicht nur seit Jahrtausenden Trost und Hoffnung spenden, sondern auch unverkennbarer Ausdruck der Religion geworden sind. Corporate Architecture hebt Gebäude und Bauwerke weit über den eigentlichen Zweck hinaus, untermauert Markenwerte dreidimensional, verleiht Kunst und Musik ein würdiges und stimmungsvolles Zuhause und ist aus unserer Zeit nicht mehr wegzudenken.
2.000 Jahre alte Corporate Architecture
Wer hätte das gedacht? Corporate Architecture ist keineswegs ein Phänomen der heutigen Zeit, sondern zieht sich schon seit Jahrtausenden durch unsere Geschichte. Die Katholische Kirche, so wie man sie heute kennt, bedient sich nicht nur eines der ältesten CA-Konzepte, sondern gleichzeitig auch eines der erfolgreichsten. Apsis, Altarraum, der unverkennbare Turm. Die Architektur von Kirchen hat sich im Laufe der letzten 2.000 Jahre kaum verändert und weist einen der höchsten Wiedererkennungswerte überhaupt auf. Gemeinsam mit dem Kreuz als ‚Logo’, gibt es wohl kaum jemanden in der westlichen Welt (egal ob gläubig oder nicht), der hiermit nichts anfangen könnte.
Die Kirche des Lichts und die Hochzeitskapelle auf dem Berg Rokko in Kobe bei Osaka (Japan) von Tadao Ando sind ganz besonders unverwechselbare Beispiele für sakrale Architektur.
Fotos: Hiromitsu Morimoto, 2015 CC BY-SA 2.0
Corporate Architecture ist in Stein gemeißelte Corporate Identity. Eine Möglichkeit, die Identität eines Unternehmens durch Firmensitze, Filialen und Niederlassungen zum Ausdruck zu bringen und Markenwerte und –eigenschaften durch teils spektakuläre Bauten zu untermauern. Diese sind nicht mehr reine Arbeitsstätten, sondern werden zum Botschafter der Marke, warten mit hohem Wiedererkennungswert auf und sind auf den ersten Blick einordbar.
Ein wunderbares Beispiel hierfür ist die ehemalige Entwicklungs- und Produktionsstätte der italienischen Automarke Fiat in Lingotto, einem Stadtteil Turins. Das Gebäude, das im Jahr 1923 fertiggestellt wurde, war nicht nur eine der modernsten Fabriken seiner Zeit, sondern sollte Zeit seiner Nutzung auch Ausdruck der Werte Fiats sein. Sportlichkeit, innovative Technik und natürlich das südliche Temperament italienischer Automobile. Sichtbar wurde dies unter anderem durch die Teststrecke, die sich auf dem Dach befand und auf der jedes Fahrzeug nach Fertigstellung getestet wurde.
Teststrecke mit Steilkurven auf dem ehemaligen Fiat Werk im Stadtteil Lingotto, Turin.
Foto: Fiat Lingotto Rooftop Racetrack IIVQ / Tijmen Stam, 2013 CC-BY-SA-3.0
Der ‚Bilbao-Effekt’
Doch nicht nur Unternehmen greifen auf den Effekt unverkennbarer Architektur zurück. Auch Museen und Konzerthäuser auf der ganzen Welt bedienen sich außergewöhnlicher Gebäudeplanung, um Sinn und Zweck eine würdige Hülle zu verleihen. Ein Beispiel, um das man an dieser Stelle nicht herumkommt, ist das Guggenheim Museum in Bilbao.

Durch den Bau des Museums und die Umsetzung der Pläne von Frank Gehry wurden nicht nur das Bild und die Zukunft der Stadt neu geprägt, sondern die ganze Region aufgewertet.
Einen ähnlichen ‚Bilbao-Effekt’ erhofft man sich im Hamburger Hafenviertel durch die gerade eröffnete Elbphilharmonie.

Foto, oben: Guggenheim Bilbao, Sergio S.C (2015) CC-BY-SA-2.0 (Ausschnitt)
Foto, unten: Hamburg Elbphilharmonie, User: Avda (2016) CC-BY-SA-3.0 (Ausschnitt)
Interview mit Jakob J. Mayr
AREA lebt seit der Unternehmensgründung in der Welt der Corporate Architecture. Entwickelt vom Showroom, über Automobil-Schauräume, bis zum Messeauftritt Komplettlösungen für Kunden aus ganz Europa und schafft so unverkennbare Markenwelten.
Besonders Geschäftsführer Jakob J. Mayr hat so seine Liebe für Design, Markenidentität und die schönen Dinge des Lebens zum Beruf gemacht. Wenn er nicht gerade dabei ist, die eigene Komfortzone immer wieder aufs Neue zu verlassen und innovative Lösungen aus dem Ärmel zu schütteln, plaudert er liebend gerne über die spannenden Dinge, die er im Laufe seiner Karriere gesehen hat. Bei einem gemeinsamen Kaffee in seinem ‚Reich’ in der Salzburger Bayerhamerstraße, hat er uns nicht nur mit den Beispielen aus diesem Artikel versorgt, sondern uns auch folgende Fragen beantwortet.

Wie wichtig ist Corporate Architecture eigentlich?
Wahnsinnig wichtig! Vor allem die Automobilbranche und deren unterschiedlichste Marken, für die wir ja sehr viel arbeiten und für die wir Schauräume entwickeln und umsetzen, sind sehr für Innovation und dem Streben nach Neuem bekannt. Von den Fahrzeugen selbst, bis hin zu den Händlern. Das Ziel ist es, hier und auch in anderen Bereichen Markenwelten zu erschaffen. Genau das machen wir seit unseren ersten Schritten bei Land Rover im Jahr 2002.
Was ist denn für Sie CA? Abseits von den gängigen Definitionen?
Marken haben sich in den letzten 15 Jahren wahnsinnig entwickelt. Meiner Meinung nach geht heute niemand mehr Turnschuhe kaufen. Heute kauft man sich eine Nike, einen Puma oder einen Adidas. Das Ziel von CA ist es, Marken unter die Arme zu greifen und das eigene Image, die angestrebte Identität, so zu entwickeln, dass es außerhalb des Unternehmens genau so wahrgenommen wird.
Gibt es ein Beispiel aus der AREA-Geschichte, das besonders in Erinnerung geblieben ist?
Neben all den tollen Automarken, für die wir arbeiten durften, ist das sicherlich die Firma Internorm. Die Aufgabe war es, neue Konzepte für Schauräume zu entwickeln. Keine leichte Aufgabe, wie will man schon Fenster so in Szene setzen, dass sie wirken und sich über die Konkurrenz setzen. Nachdem das von uns entwickelte Produktdisplay so gut funktionierte, entwickelten wir ein POS-Konzept, das international umgesetzt und vom Unternehmen schließlich ganzheitlich umgesetzt wurde.
Abschließende Frage. Was denken Sie, was hebt AREA ab?
Ich glaube, es ist der Blick, den wir von außen auf Unternehmen werfen. Manchmal wird man betriebsblind und sieht die einfachsten Dinge nicht mehr. Unser Vorteil ist auch, dass wir aus der Praxis kommen und Lösungen suchen, die auch im Alltag funktionieren. Wir sind ganz dem Leitsatz ‚Form folgt Funktion’ verschrieben und sind erst dann zufrieden, wenn wir diesen Anspruch an uns selbst erfüllt wissen. Bei uns sehen Dinge nicht nur gut aus, sie machen auch zu jeder Zeit das, was sie sollen.