Call 110
Carl Hansen & Søn feiert 110-jähriges Jubiläum
Nein, es genügt nicht immer, mit den Augen zu schauen. Manchmal muss man spüren, ja fühlen, um etwas ganz begreifen zu können. Die Möbelstücke von Carl Hansen & Søn gehören zu den Dingen, die so viel mehr zu erzählen haben, als man bei einem flüchtigen Blick zu begreifen in der Lage ist. Wishbone-Chair CH2, Shell Chair CH07, Embrace Chair. Jedem Entwurf wohnt eine Geschichte inne. Von Ideen, an die es sich zu glauben lohnte. Design-Tradition, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verbindet, und Handwerkskunst, die nicht aus der Mode kommt. Weil sie keine Mode ist. Zum 110-jährigen Jubiläum ein Toast!
Wishbone-Chair CH24
Der Wishbone-Chair ist einer der ersten Entwürfe des legendären Hans J. Wegner für Carl Hansen & Søn. Und vielleicht sein erfolgreichster. Inspirationen holte er sich für den 1950 erstmals erschienenen Stuhl aus der chinesischen Ming Dynastie. Er ist nicht nur formschön und einzigartig, sondern auch äußerst stabil und für seine Langlebigkeit bekannt. Als unverkennbares Design-Element steht das charakteristische Y in der Rückenlehne. Rund 100 Arbeitsschritte sind notwendig, um einen einzigen Wishbone zu fertigen.
Carl Hansen & Søn ist unzertrennlich mit den Entwürfen des dänischen Designers Hans J. Wegner verbunden. Ihnen ist der weltweite Aufstieg zu verdanken, den das Unternehmen Mitte des 20. Jahrhunderts erfahren durfte. Doch auch wenn diese Werke neben Möbelklassikern von Designern wie Mogens Koch, Kaare Klint und Ole Wanscher immer noch im Zentrum der Produktpalette stehen, ist der Blick bei Hansen gleichzeitig auch nach vorne gerichtet. Entwürfe von zeitgenössischen Designern wie Thomas Bo Kastholm, Christina Strand und Niels Hvass werden ebenso produziert wie der ikonische Embrace Chair von Eoos. Dabei begann alles ganz klein.
Die Gründerjahre
Es war der 28. Oktober 1908, als der Tischler Carl Hansen zum ersten Mal die Tore seiner eigenen Werkstatt im dänischen Odense aufsperrte und hinaus auf die Straße blickte. Großes sollte hieraus entstehen, doch davon ahnte er, wenn überhaupt, vielleicht in seinen kühnsten Träumen. Er wollte Möbel bauen. Für Leute aus dem Umkreis, die gute Handwerkskunst zu schätzen wussten und nach individueller Einrichtung, vom Schlafzimmer bis hin zum Wohn- und Esszimmer, suchten. Als die Industrialisierung auch in Skandinavien Einzug hielt, baute Hansen 1915 seine erste Fabrik und ging zur Serienproduktion seiner bis dahin beliebtesten Designs über. Die so produzierten Möbel waren äußerst beliebt, der große Erfolg sollte aber noch bis zu jenem Schicksalsjahr 1949 auf sich warten lassen.
Shell Chair CH07
Sicherlich eine der ikonischsten Arbeiten von Hans J. Wegner. Doch auch wenn viele Kritiker den avantgardistischen Look liebten, die Zeit war bei seinem Erscheinen 1963 wohl noch nicht reif dafür. Nach sehr bescheidenen Verkaufszahlen geriet der Shell Chair schnell wieder in Vergessenheit. Bis zum Jahr 1998, als Carl Hansen & Søn ihn wieder auflegten und er weltweite Begeisterung auslöste. Zahlreiche Auszeichnungen folgten. Die fließende Leichtigkeit des Designs ist der flügelartigen Linienführung und dem bogenhaften Unterbau zu verdanken. Wegner glaubte fest daran, dass ein Stuhl keine Rückseite haben dürfe, sondern von allen Seiten und Blickwinkeln schön sein sollte. Was ihm beim Shell Chair besonders gut gelungen ist.
Hans J. Wegner für Carl Hansen & Søn
Es war Holger Hansen, Carl Hansens Sohn, der die Geschicke der Firma ab 1934 leitete und zum ersten Mal auf die Arbeit des Hans J. Wegner aufmerksam wurde. Restlos begeistert von den ebenso simplen wie durchdachten Möbelstücken des noch völlig unbekannten Tischlers, Architekten und Möbeldesigners, kamen die beiden sehr schnell ins Gespräch. Und ins Geschäft. Noch im selben Jahr beauftragte Hansen Wegner mit dem Design von vier Stühlen. Darunter der legendäre Wishbone-Chair CH24. Ein Stück Design-Geschichte, das bis heute in vielen modernen Wohn- und Arbeitswelten zu finden ist.
1950 gingen die Entwürfe dann in Serienproduktion und der weitere Aufstieg von Carl Hansen & Søn hin zu einem der ganz großen Namen der internationalen Design-Welt begann. Was man dabei jedoch nicht außer Acht lassen darf und was die Bedeutung des Unternehmens gestern wie heute umso beachtlicher macht, ist das damals eingegangene Risiko, einen Großteil der Produktion auf einen unbekannten Designer auszurichten. Doch dafür steht der Name Hansen seit seiner Gründung vor 110 Jahren. Für unternehmerische Wagnisse und die kreative Weitsicht.
Embrace Chair E005
Der Embrace Chair entstammt einer Kollaboration von Carl Hansen & Søn und dem Österreichischem Design-Trio Eoos. Einer Skulptur gleich, fügt sich der Entwurf aus 2015 in jedes Interieur ein und setzt ein unaufgeregtes Highlight. Unverkennbar ist die völlig freiliegende und von allen Blickwinkeln sichtbare Holzstruktur, auf der die in drei Dimensionen gefaltete Polsterung schwebt. Gutes Design entsteht für Eoos dann, wenn traditionelles Handwerk auf State of the Art-Technologie trifft. Ideologisch liegen sie damit nahe an Carl Hansen.
Tradition und Weitblick
Der Grundstein war also gelegt, die Entwürfe in der Produktion. Trotzdem fehlte noch ein kleiner Schritt, um den weltweiten Erfolgslauf in Gang zu bringen. Gemeinsam mit Hans J. Wegner, Ejvind Kold Kristensen und anderen Herstellern von Wegner-Möbeln wurde das Vertriebs- und Marketingunternehmen SALESCO gegründet. Ziel war es, die Bekanntheit der Wegner-Kreationen zu steigern. Mit Erfolg. Und der Rest, wie könnte es anders sein, ist wieder einmal Geschichte.
Heute ist Carl Hansen & Søn ein Unternehmen, das aus der internationalen Design-Welt nicht mehr wegzudenken ist. Mit Werten, die sich über die Jahrzehnte verfestigt haben und die die Basis für den langjährigen Erfolg bilden.
Zum 110. Jubiläum bringt Carl Hansen & Søn eine Jubiläums-Edition des Wishbone-Chairs in acht neuen Trendfarben auf den Markt. Zwei Farbenwelten, Russet & Blues und Harmony. Von der Natur inspiriert, verschaffen sie dem Klassiker einen bisher unbekannten Look.
Die Stühle sind bei AREA in Salzburg und Linz zu begutachten.