Der Eames Lounge Chair
Die ersten 60 Jahre einer zeitlosen Stilikone
Wie viele großen Geschichten, beginnt auch die des ‚Eames Lounge Chairs’ mit einer simplen, jedoch zukunftsweisenden Idee.
Der Idee, eine „zeitgemäße Version des alten englischen Clubsessels zu entwerfen.“ Wir schreiben die beginnenden 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts und das Designerpaar Charles und Ray Eames hat schon mit einigen bahnbrechenden Entwürfen von sich Reden gemacht.
Angetrieben von Billy Wilders Wunsch (nicht nur einer der bedeutendsten Drehbuchautoren, Produzenten und Regisseure seiner Zeit, sondern auch ein guter Freund des Paares) nach einem modernen und zugleich komfortablen Sessel, wurde 1956 schließlich ein Möbelstück präsentiert, das so neuartig, so wegweisend für die Zukunft sein sollte, dass es auch noch Jahrzehnte nach seinem Erscheinen nichts an seiner Aktualität und Anziehungskraft verloren hat. 2016 feiert der Eames Lounge Chair nun sein 60-jähriges Jubiläum.
Eine Hommage auf eine wahre Stil- und Design-Ikone des 20. Jahrhunderts.
Die 1950er des 20. Jahrhunderts waren geprägt vom Aufbruch in eine neue Zeit. Die Welt erholte sich zunehmend von den Wirren des 2. Weltkriegs, die Jugend rebellierte im 4/4-Takt des Rock’n’Rolls, wirtschaftlicher Aufstieg stand auf der Tagesordnung und für die beginnende Konsumgesellschaft wurde das eigene Zuhause als Rückzugs- und Repräsentationsort immer wichtiger.
Im Kalifornien dieser Zeit fanden Charles und Ray Eames ihre Spielwiese und prägten den Lebensstil der Nachkriegszeit in Amerika und Europa wie kaum andere Designer neben ihnen. Kennen lernten sich die beiden Anfang der 40er-Jahre an der ‚Cranbrook Academy of Art’ und wie das Schicksal es so wollte, wurde aus dem Vortragenden und seiner Studentin nicht nur schnell ein Liebespaar, sondern auch ein kongeniales ‚Work-Duo’.
Unter dem offiziellen Namen ‚Charles & Ray Eames’ entstanden im gemeinsamen Studio in Los Angeles alsbald Möbel, die nicht nur den Einzug in viele Wohnzimmer, sondern auch in die Design-Geschichtsbücher schafften. Charles konzentrierte sich dabei hauptsächlich auf technische Aspekte, während Ray ihrem stilsicheres Sinn für Ästhetik freien Lauf lies.
The real questions are: Does it solve a problem? Is it serviceable? How is it going to look in ten years?
– Charles Eames
Als der Clubsessel No.670, der Welt wohl besser bekannt als ‚Eames Lounge Chair, im Jahr 1956 erstmalig in der Arlene Francis „Home Show“ auf NBC der Öffentlichkeit präsentiert wurde, ahnte wohl nicht einmal der Regisseur Billy Wilder, welche Maßstäbe dieses Möbelstück für die Zukunft setzen würde.
Selbiger war es nämlich, der mit seinem Wunsch nach einem zeitgemäßen, funktionalen und über alle Maßen bequemen Sessel, die Eames zur Entwicklung ihres Lounge Chairs, anregte. Das Design sollte den höchsten Ansprüchen an Material und Verarbeitung genügen und dabei eleganter, leichter und zeitgemäßer als bisherige Clubsessel sein. Keine leichte Aufgabe für das Designerpaar, das dafür bekannt war, Entwicklung und Konstruktion eines neuen Stückes erst dann abzuschließen, wenn beide voll und ganz mit dem Ergebnis zufrieden waren.
Mehrere Jahre über arbeitete man am Lounge Chair, immer wieder wurden nicht zufriedenstellende Ansätze verworfen, bis schließlich 1956 der ‚Eames Lounge Chair’ das Licht der Welt erblickte und seinen Siegeszug um die Welt begann. Billy Wilder wurde dabei stets als Musterkunde angesehen, weshalb er auch den ersten Prototypen geschenkt bekam. Und der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte.
Schnell wurden design-affine Menschen auf der ganzen Welt auf den innovativen Sessel aufmerksam, er fand Einzug in viele Film- und Fernsehproduktionen, wie einigen James Bond Filmen, Iron Man 2, oder Frasier Filme, gewann Preise wie den hochdotierten Triennale-Preis in Mailand und über Nacht wurde der ‚Eames Lounge Chair’ zum begehrtesten Designmöbel überhaupt. Und zur absoluten Stil-Ikone.
Produziert wurde er zu Beginn ausschließlich vom amerikanischen Möbelhersteller Herman Miller, doch bereits 1958 sicherte sich der Schweizer Möbelhersteller VITRA ebenfalls die Rechte an der Produktion. Wie groß die Bedeutung des Sessels für die Design-Geschichte des 20. Jahrhunderts tatsächlich war und immer noch ist, zeigt auch die Tatsache, dass er gemeinsam mit dem dazugehörigen Ottomanen zur ständigen Ausstellung des des Museum of Modern Art in New York, der National Gallery of Victoria in Melbourne, des Designmuseums Danmark in Kopenhagen und vieler weiterer Designmuseen weltweit gehört.
Ein Design für die Ewigkeit
Heute, genau 60 Jahre nach der erstmaligen Präsentation, hat der Eames Lounge Chair nichts von seinem Reiz verloren und steht nach wie vor für Innovation, richtungsweisende Eleganz und unfehlbarem Geschmack. Zu den stolzen Besitzern zählen mittlerweile junge Paare und Design-Fans, die sich mit dem Kauf einen langjährigen Traum erfüllen wollten und Familien, sowie Menschen im besten Alter, die großen Wert auf Qualität und zeitlosen Stil legen.
All ihre Wünsche, Träume und Ansprüche an einen individuellen Lebensstil treffen sich in einem einzige Stück Möbel und machen den Lounge Chair zu dem, was er seit 60 Jahren ohne Unterbrechung ist: absolut heiß und immer am Puls der Zeit.
Und so kommt auch Simon Ladner, Geschäftsleitung bei AREA und selbst stolzer Lounge Chair Besitzer und Genießer nicht mehr aus dem Schwärmen heraus: „Er ist einfach die geniale Vereinigung aus perfekter Qualität, Design und Komfort. Die Qualität macht ihn zu einem langjährigen Begleiter und Erbstück, das Design ist so eigenständig, dass es nicht nachahmbar ist und der Komfort durch die weiche Lederpolsterung ist immer wieder ein Vergnügen.“ Worten, denen sich jeder Eames Lounge Chair-Fan sicherlich nur anschließen kann. In Zeiten, in denen sich der Zeitgeist der rasend schnellen Veränderung der aktuellen Mode unterworfen zu haben scheint, leuchten jene Dinge besonders hell aus dem Grau der Masse heraus, die sich dieser Geißel entziehen und einzigartig und zeitlos sind.
Wir freuen uns auf die nächsten 60 Jahre mit einem Sessel, der in ferner Zukunft immer noch eine wahre Ikone sein wird.