The Return of Fiberglass
Und was wir sonst noch von der Mailänder Möbelmesse mit nach Hause bringen
Die Mailänder Möbelmesse, die ‚Salone Internazionale del Mobile di Milano‘, ist jedes Jahr aufs Neue eines unserer Highlights im Frühling. Ein Pflichttermin. Wohin gehen die Hersteller, welche Farben, Formen und Materialien sind in diesem Jahr Trend und welche neuen Entwürfe haben in Zukunft vielleicht sogar die Chance, zu zeitlosen Designklassikern zu werden. Ein Stück Möbelgeschichte, das diesen Einzug in den Olymp schon lange geschafft hat, ist der Fiberglass Chair von Vitra. 1948 von Charles und Ray Eames entworfen, wurde er bis in die 90er Jahre produziert und erfreute sich weltweiter Beliebtheit. In Mailand wurde seine vorläufig limitierte Neuauflage verkündet, die ab Oktober 2018 höchst exklusiv bei Area in Salzburg und Linz zu haben sein wird. Weiters waren da noch die Farbe Rot, edler Marmor, geklebte Sofas und ein Messestand, der die Besucher in ungläubiges Staunen versetzte...
Der Fiberglass Chair von Vitra
Okt. 2018
Eine Ikone kehrt zurück. Nachdem es lange Zeit still war um den Fiberglass Chair von Vitra, der Urversion des Side Chairs aus Fiberglas, ist der 1948 von Charles und Ray Eames entworfene Designklassiker ab Oktober 2018 endlich wieder bei weltweit ausgewählten 100 Händlern erhältlich. 60 Stück des streng auf 120 Stühle limitierten österreichischen Kontingents werden bei Area in Salzburg und Linz in Originalfarben erhältlich sein. Eine Tatsache, die uns mit großem Stolz erfüllt, gehört der Fiberglass Chair doch zu den begehrtesten Möbelklassikern des 20. Jahrhunderts. Auch wenn die Produktion in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts aufgrund von produktions- und gesundheitstechnischen Fragen eingestellt wurde, hat Vitra in den vergangenen Jahren intensiv an einer Lösung dieser Probleme gearbeitet, um dem Stuhl neues Leben einzuhauchen. Ein Prozess, der auch den beiden Designern sehr gut gefallen hätte, arbeiteten sie doch zeitlebens immer wieder an der Weiterentwicklung ihrer vielen Entwürfe.
Design is the appropriate combination of materials in order to solve a problem.
– Charles Eames, Designer
1948.
Wieder einmal laufen die Designer Charles und Ray Eames grübelnd in ihrem Studio auf und ab. So nahe scheint die Lösung. Vor nicht allzu langer Zeit haben die beiden den zweiten Preis bei der ‚International Competition for Low Cost Furniture Design‘ des New Yorker Musums of Modern Art mit einem Stuhl mit körpergerechter Schale und verschiedenen Untergestellen gewonnen. In einer Zeit, in der Stühle hauptsächlich aus Sitz und Rückenlehne bestanden, stellte die organisch geformte und einteilige Sitzschale einen höchst innovativen Ansatz dar. Das Problem: Die Schale aus Metall war für die Serienproduktion viel zu teuer und auch problematisch in der Verarbeitung. Ein anderes Material musste gefunden werden. Erneut machte das Design-Duo ihrem Pioniergeist alle Ehre und bediente sich eines Materials, das bisher fast ausschließlich im militärischen Flugzeug- und Schiffsbau zum Einsatz kam. Ein mit Fiberglasfasern verstärktes Polyesterharz. Die Vorteile lagen eindeutig auf der Hand: Formbarkeit, Festigkeit und die perfekte Eignung zur industriellen Verarbeitung bei angenehmer Haptik. Darüber hinaus war und ist Fiberglas nahezu unzerstörbar.
1950.
Nach zwei Jahren des intensiven Entwickelns und Tüftelns kam der Fiberglass Chair Anfang der 1950er Jahre auf den Markt. Nicht nur Material und Formgebung waren dabei absolut neuartig, auch die Kombination der Schale mit verschiedenen ausdrucksstarken Untergestellen stellt bis heute eine Pionierleistung dar. In Kombination mit einer harmonischen - und die organischen Formen am besten zur Geltung bringenden – Farbenwelt, wurde der Fiberglass Chair in den folgenden Jahrzehnten ein weltweiter Erfolg und absoluter Designklassiker. Wie bei vielen anderen Eames-Entwürfen erkannte Vitra auch hier sehr schnell das Potenzial und nahm den Stuhl 1957 ins Programm. Bis es in den 90er Jahren schließlich still um ihn wurde. Bis zum Oktober 2018...
Unsere weiteren Highlights der Mailänder Messe
USM
Auf einer Messe wie der ‚Salone Internazionale del Mobile di Milano‘ ist es für Hersteller wahrlich nicht leicht, aus der Menge hervorzutreten und die Besucher noch ins Staunen zu versetzen. Doch USM ist diese Unmöglichkeit 2018 gelungen. Auf die eindrucksvollste Art und Weise!
Stellen Sie sich ein Sideboard von USM vor. Bestechend durch seine Eleganz, die schlichte Anmut und die größtmögliche Funktionalität. Vergrößern Sie dieses Board auf die Größe eines Messestandes und Sie können sich sicherlich immer noch nicht annähernd vorstellen, was USM gemeinsam mit UNStudio hier auf die Beine gestellt hat.
Ausgehend von der Idee, das eigene Produkt als Plattform für modernes Wohnen und Arbeiten zu sehen, und mit dem Hintergrund, dass die Zukunft dieser beiden wichtigen Welten noch nicht erfunden ist, wurden vier Räume in einem Konstrukt aus dem USM-System geschaffen und mit alltäglichen Dingen versehen. Ein Playground der Inspiration sollte es werden, in dem die Besucher mit dem Hersteller in Interaktion treten und gemeinsam spielerische Ideen, Verrücktheiten, Visionen und Träume entwickeln sollten. Beeindruckend!
Moroso Tape Sofa
Sie kennen Jacken, die auf der Innenseite verklebt sind und so bestmöglichen Schutz vor Wind und Regen bieten. So ähnlich sieht das Tape Sofa von Moroso aus. Ein wirklich sehr gelungener Prototyp. Bleibt zu hoffen, dass er es in die Serienproduktion schafft.
Verzinkt
Egal ob bei Tischgestellen, Metallteilen oder ganzen Möbeln. Der Trend zum Weiß- oder Gelb-Verzinken ist bei vielen Herstellern angekommen.
Die Farbe Rot
Ebenfalls unübersehbar war die Farbe Rot in all ihren Abstufungen und Schattierungen. Ob im Arbeits- oder Wohnbereich, bei Möbeln, Accessoires oder auch bei Vorhängen und Teppichen.
Marmor
Weiterhin omnipräsent ist Marmor. Bei Tischplatten, Beistelltischen, Schirmständern oder auch Regalen.
Wo Licht ist, muss auch Schatten sein
Auch wenn die Mailänder Möbelmesse faszinierend war und die Richtung, in die sich die Möbelwelt bewegt, in vielen Punkten unseren Vorstellungen entspricht, kommen wir an dieser Stelle trotzdem nicht daran vorbei, unser Bedauern über eine immer stärker wahrnehmbare Entwicklung kund zu tun. Waren die italienischen Hersteller in den vergangenen Jahrzehnten sehr innovativ, so zeigen sich viele Brands heute bieder und konservativ. Teilweise werden nur mehr gleiche Formen verwendet, Schlamm- und Erdtöne verdrängen die bunten Stoffe und die Modelle sind kaum mehr voneinander zu unterscheiden. Hier würden wir uns wieder mehr Mut und Vision wünschen.