Sinn und Sinnlichkeit
Stefan Ortmair
Stefan Ortmair von dotsandlines im Essentials-Talk
Seinen Eltern verdankt Stefan Ortmair viel. Die waren es, die ihn nie in eine Richtung gedrängt haben, alles ausprobieren ließen. Natürlich ist er immer wieder auf die Schnauze gefallen, auch das war wichtig. Heute ist er mit seiner Agentur dotsandlines voll im Leben angekommen und will Sinn-stiftend und supportive für andere Menschen sein. Werte, die er mit AREA teilt, wie er uns im Essentials-Talk in seinem Homeoffice über den Dächern von Wien verrät.
Beschreiben Sie sich und Ihren Stil zu arbeiten in drei Worten.
Ich bin kreativ, strukturiert und die Menschen liegen im Fokus. Ich glaube, dass unsere Agentur von den Leuten lebt, die hier arbeiten. Und so wie es wirkt, genießt jeder die Zeit sehr. Unabhängig vom Stress, den es natürlich auch gibt.
Was sind drei Dinge, die Sie mögen und drei Dinge, die Sie nicht mögen?
Ästhetik. Sowohl im Leben als auch bei der Arbeit. Dann Ehrlichkeit und Echtheit. Wenn es künstlich wird, mag ich es gar nicht. Und ich mag es heiter. Auch wenn das nicht immer geht. Was ich nicht abkann, ist Hudeln und schlampige Arbeit. Dann künstliches und überspieltes Miteinander. Ich bin auch einer, der ehrlich damit umgeht, wenn es mir einmal nicht so gut geht und ich nicht voll performen kann.
Was würden Sie in Ihrem Leben als essenziell bezeichnen?
Mein soziales Umfeld. Die Leute um mich herum und meine Beziehungen. Freunde, Familie. Ich bin auch für die Menschen in der Arbeit da. Darauf lege ich großen Wert. Mein Umfeld muss passen, da schaue ich sehr genau darauf. Ich stehe auf Menschen, die mir viel geben können und denen ich viel geben kann.
Gibt es einen Unterschied zwischen Work und Life?
Wenig. Ich habe das Gefühl, dass man diese zwei Dinge nicht wirklich trennen kann. Bei mir funktioniert es gar nicht, aus der Türe hinaus zu gehen und plötzlich jemand anderes zu sein. Das alles ist sehr eng miteinander verwoben. Viele meiner Arbeitskolleginnen und Kollegen sind auch in meinem Freundeskreis. Ich mische das gerne und arbeite so am liebsten.
Bleiben die Leute deshalb länger im Unternehmen?
Ja, das denke ich schon. Wir haben eine sehr geringe Fluktuation, was überhaupt nicht üblich ist.
Wo haben Sie das Grundvertrauen her, dass am Ende immer alles gut wird?
Ich habe meiner Familie viel zu verdanken. Meine Eltern haben mich nie in eine Richtung gedrängt und hatten großes Vertrauen in mich. Dadurch habe ich jede Menge ausprobieren können. Natürlich bin ich auch auf die Schnauze gefallen, aber am Ende war auch das wichtig.
Was haben Sie zum Beispiel probiert?
Ich war immer schon ein sehr umtriebiger Mensch. Ich habe studiert und nebenbei Events und Trips organisiert. Ich bin einer, der viele Projekte braucht. Dadurch lernt man wahnsinnig viel.
Das heißt, Sie waren immer schon unternehmerisch tätig?
Ich würde mich interessanterweise überhaupt nicht als klassischen Unternehmer bezeichnen. Vielleicht bin ich ein bisschen bauernschlau, das mag sein. Das hat mir immer geholfen. Aber ich habe unternehmerische Tätigkeiten gemacht. Der Wunsch nach einem guten Leben hat mich immer dazu gebracht, kreativ Geld verdienen zu wollen.
Worin finden Sie Schönheit?
Schön ist es für mich dann, wenn es sehr echt ist. Wenn wenig Künstliches dabei ist. Und wenn es einem hohen Anspruch der Ästhetik und des Seins genügt. Bei Möbeln, wenn man das Herzblut des Designers spürt und eine Geschichte dahintersteckt. So wie bei diesen Stühlen von Vitra, auf dem wir gerade sitzen. Da merkt man, da hat sich jemand etwas überlegt. Mir ist generell wichtig, dass etwas mit Werten aufgeladen ist. Da habe ich in den letzten Jahren sehr viel darüber nachgedacht und gelernt. Ich liebe das Thema Raum und es inspiriert mich, was andere daraus machen. Das war auch so, als ich gemeinsam mit Magdalena Wahlmüller von AREA Wien das Office der Agentur geplant und eingerichtet habe. Da bin ich oft stundenlang im Raum gestanden, habe ihn gespürt und nachgedacht, wie alles am besten sein könnte.
Wie würden Sie Ihren Stil am Arbeitsplatz beschreiben?
Er muss schon sehr ruhig und ordentlich sein. Ich brauche das, wenn ich mich konzentrieren muss. Außer ich mache gerade kreative Arbeit, da kann es messy und laut sein. Ich wechsle auch gerne den Platz, gehe oft in ein Café zum Arbeiten.
Wenn Sie nur ein Ding von hier aus dem Homeoffice mitnehmen dürften. Was wäre das? Was ist das Essential?
Ich denke, das wäre mein Eames-Stuhl von Vitra. Weil ich merke, dass gutes Sitzen wichtig für mich ist. Ich komme ja auch schon in die Jahre. Früher habe ich immer auf irgendeinem Sessel gearbeitet, aber da ist mein Rücken noch zwei, drei Stunden völlig im Arsch. Deshalb würde ich ihn zuerst retten. Er ist von Eames. Zeitloses Design, sehr viel Historie, die man auch sieht.
Was schätzen Sie an AREA?
Der Grund, warum die Zusammenarbeit sehr gut passt, ist, dass Magdalena und ihr Team ähnliche Werte leben wie wir. Guten Support von Menschen zum Beispiel. Und natürlich ist das Produkt, das sie liefern, schon sehr gut.
Unter welcher Überschrift soll Ihr Leben einmal stehen?
Das ist eine brutale Frage und über die müsste man sehr lange nachdenken. Aber spontan fällt mir folgendes ein. Es soll sinnstiftend sein. Ich sehe mich in der Verantwortung, das Glück, meine Fähigkeiten, mein Geld sinnvoll für etwas einzusetzen. Ich möchte in meinem Leben noch Projekte machen, die den Menschen etwas geben. Da kommt noch was!